Frau sitzt mit Maske in der Bahn und hört Musik Frau sitzt mit Maske in der Bahn und hört Musik

Wie sich Bus und Bahn auf neue Normalität einstellen

Ausblick auf die Mobilität nach der Pandemie

Viel ist über die Covid-Krise geschrieben worden – doch was erwartet uns in der Zeit danach? Nach über einem Jahr Pandemie haben sich neue Lebensrealitäten entwickelt, die mitunter Auswirkungen auf den ÖPNV haben. Um der neuen Normalität gerecht zu werden, entwickeln die Verkehrsunternehmen neue Konzepte. Welche Maßnahmen ergriffen werden, erklären wir hier.

Ob Homeoffice, virtuelle Meetings und Events oder digitales Lernen: Mit der Coronapandemie haben sich der Lebens- und Arbeitsalltag vieler Menschen stark verändert. Neu ist aber nicht nur der Alltag, sondern in Teilen auch die Mobilität der Menschen. Für viele geht es nicht mehr fünf Mal die Woche mit Bus oder Bahn zur Arbeit. Die Zahl der Geschäftsreisen ist zurückgegangen – und auch private Fahrten haben abgenommen, verständlich – fehlen doch (noch) die Anlässe für Fahrten zum Konzerthaus, ins Kino zum Sportverein oder zum Shoppen.

Die Fahrgastzahlen sind mit der Coronakrise eingebrochen. Um zu einer neuen Normalität zu kehren, steht der öffentliche Nahverkehr vor Herausforderungen, aber auch vor Chancen. Denn die Bedrohung durch Corona wird irgendwann viel geringer sein, manche neuen Gewohnheiten werden aber voraussichtlich zum Teil bestehen bleiben. Für den ÖPNV bedeutet dies, zu reagieren, um Kundinnen und Kunden in dieser neuen Lebensrealität ein passendes Angebot zu machen. Welche Maßnahmen getroffen werden? Hier ein Überblick: 

Digitale Helfer im ÖPNV

Abstand halten und Kontakte möglichst meiden – das sind Sicherheitsvorkehrungen, die aus der Coronakrise hervorgegangen sind. Im Zuge dessen ist es nicht verwunderlich, dass mit der Pandemie die Digitalisierung an Fahrt gewonnen hat – auch im öffentlichen Nahverkehr.

Viele Verkehrsunternehmen stellen ihre Services online und in Apps zur Verfügung. Digitale Ticketkäufe ersparen Fahrgästen den Gang zum Verkaufsschalter oder Ticketautomaten. In dieselbe Kerbe schlagen auch Innovationen wie der Haltewunsch per App, der das Drücken des Halteknopfs erübrigt, sowie digitale Auslastungsanzeigen, die Kundinnen und Kunden die Möglichkeit bieten, auf andere Fahrzeuge mit mehr Abstandsmöglichkeiten auszuweichen.

Flexible Tickets für Pendler*innen im Homeoffice

Für viele Arbeitnehmer*innen ging es mit der Pandemie ins Homeoffice oder in die Kurzarbeit. Das Mobilitätsbedürfnis hat sich geändert – nicht bei allen, aber bei zahlreichen Pendler*innen. Ein Monatsticket oder eine Jahreskarte entsprechen trotz der rabattierten Kosten pro Fahrt nicht mehr ihrem Bedarf. Diverse Verkehrsunternehmen haben auf diese Entwicklung mit flexibleren Ticketoptionen reagiert – dazu gehören zum Beispiel das 20-Fahrten-Ticket bei der Deutschen Bahn (DB) sowie das 10er-TagesTicket beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS).

Homeoffice statt Büro: Diese Realität wird auch nach Corona noch Bestand haben – zwar voraussichtlich nicht in dieser ausgeprägten Form, doch werden sicherlich viele Arbeitgeber*innen es ihren Mitarbeiter*innen ermöglichen, weiterhin zeitweise von zu Hause zu arbeiten. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen merkt in diesem Zusammenhang an, dass sich Monats- und Jahreskarten auch dann rechnen, wenn diese nicht jeden Tag in Anspruch genommen werden – denn diese Tickets können natürlich auch für Fahrten im Freizeitbereich genutzt werden. Um aber auch Gelegenheitsfahrgästen etwas zu bieten, eignen sich flexiblere Tarife gut.

Flexible Mobilität ergänzt den ÖPNV

Mehr Flexibilität ist aber nicht nur in Bezug auf Tarife, sondern auch auf die Mobilität selbst gefragt. Seit Beginn der Pandemie sind mehr Menschen mit dem Auto, dem Rad oder zu Fuß unterwegs. Um diese als Fahrgäste wieder in den ÖPNV zu holen, spielen daher auch flexible und vernetzte Mobilitätsangebote eine wichtige Rolle. Der Verkehr wird auf diese Weise multimodal und vielfältiger.

Einige Verkehrsunternehmen kooperieren daher beispielsweise mit E-Scooter-Anbietern oder ermöglichen die kostenlose Fahrradmitnahme. Andere wiederum haben Rufbussysteme eingeführt. Sogenannte On-Demand-Angebote, wie sie etwa bei der KVB mit Isi oder in Wuppertal mit den WSW Cabs vorhanden sind, ermöglichen eine Mobilität auf Abruf. Dabei werden die Fahrten anderer Kundinnen und Kunden gebündelt. Das ist nicht nur flexibel, sondern auch klimafreundlich.

Verstärktes Hygienebedürfnis bleibt

Ob mobile Reinigungsteams, Oberflächenbeschichtungen, Reinigung via UV-C-Licht oder Desinfektionsmittelspender: Mit der Coronakrise wurden von jetzt auf gleich zahlreiche Hygienemaßnahmen getroffen. Um das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen, werden Sauberkeit und Sicherheit auch nach der Pandemie Thema im ÖPNV sein. Darüber hinaus wurde vielerorts das Angebot in der Pandemie sogar ausgebaut, um höhere Kapazitäten auf besonders nachgefragten Linien anzubieten.

Mobilität nach der Pandemie – ein Fazit

Schon jetzt setzen Verkehrsunternehmen alles daran, um die Fahrgäste, die sich in Pandemiezeiten von Bus und Bahn abgewandt haben, zurückzugewinnen. Denn das Vertrauen in Bus und Bahn steigt. Sie machen es sich kontinuierlich zur Aufgabe, den ÖPNV mit zukunftsfähigen Lösungen attraktiver und angenehmer zu gestalten – sei es mit flexiblen Tarifen, Mobilitätsangeboten, digitalen Helfern oder Hygienemaßnahmen. Aller Schwierigkeiten zum Trotz birgt die Coronapandemie auch Chancen für den ÖPNV. Sie treibt Veränderungen und damit eingehende Flexibilität voran.