„Wir fahren gut mit Bussen und Bahnen“

Sicher mobil in Coronazeiten:
5 Fragen an Dr. Elisabeth Oberzaucher

Wie sind wir in Coronazeiten sicher mobil? Die Pandemie hält uns immer noch in Atem. Aber Busse und Bahnen müssen wir jetzt nicht mehr meiden. Das jedenfalls meint Dr. Elisabeth Oberzaucher, Evolutionsbiologin an der Universität Wien und wissenschaftliche Leiterin des Vereins "Urban Human“. Sie erklärt Verkehrsunternehmen, wie sie sich an den evolutionär entwickelten Bedürfnisse ihrer Kunden orientieren können. So kommen wir besser weiter.
Anführungszeichen
Wer sich im Wirtshaus mit Freunden auf ein Bier trifft, kann getrost mit Bus und Bahn dorthin fahren. Der ÖPNV ist genauso sicher wie jeder andere öffentliche Raum.
Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher.

Dr. Elisabeth Oberzaucher, Evolutionsbiologin


Die Coronakrise hat auch Auswirkungen auf unsere Mobilität. Viele Menschen fahren deshalb nicht mehr mit Bus und Bahn. Macht das Sinn?

Dr. Oberzaucher: Zum jetzigen Zeitpunkt macht es ganz sicher keinen Sinn mehr, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden. Bei uns in Österreich wurden verschiedene Erhebungen durchgeführt und danach ist der ÖPNV nicht der Ort, an dem man sich ansteckt. Wer sich im Wirtshaus mit Freunden auf ein Bier trifft, kann getrost mit Bus und Bahn dorthin fahren. Der ÖPNV ist genauso sicher wie jeder andere öffentliche Raum.
 

Nun ist die Pandemie aber noch lange nicht vorbei ...

Dr. Oberzaucher: Natürlich ist die Pandemie nach wie vor eine enorme Herausforderung für die ganze Welt. Aber wir dürfen über die Coronakrise die Klimakrise nicht vergessen. Das wäre fatal. Die Klimakrise ist ganz sicher die größere Krise. Und die Verkehrswende ist ein zentraler Beitrag zur Krisenbewältigung. Deshalb fahren wir gut mit Bussen und Bahnen – natürlich immer unter der Voraussetzung, dass wir uns weiterhin vernünftig verhalten, also den Abstand wahren, Maske tragen, Hände waschen, Niesetikette beachten usw. Da ist jeder Einzelne gefragt. Jeder Einzelne trägt dazu bei, das Infektionsrisiko zu verringern und so die Coronakrise weiterhin in Schach zu halten. Das gilt ja nicht nur für den ÖPNV.
 

Abstand halten im Öffentlichen Nahverkehr? Das klappt nicht immer.

Dr. Oberzaucher: Stimmt. Zu Stoßzeiten lässt sich im Nahverkehr die nötige Distanz nicht einhalten. Wer kann und beispielsweise flexible Arbeitszeiten hat, sollte deshalb seine Fahrten in andere Zeitfenster verlegen. Weil das aber auch nicht immer möglich ist, ist es so wichtig, dass wir in Bussen und Bahnen unbedingt eine Maske tragen.
 

Gerade die Maskenpflicht ist in Deutschland aber sehr umstritten.

Dr. Oberzaucher: Die Maske ist sicher nicht komfortabel, aber die Maskenpflicht ist vernünftig und bei uns in Österreich ist die Compliance der Fahrgäste da wohl auch viel ausgeprägter als in Deutschland. Die Vernunft sollte immer über dem Komfort stehen.
 

Was können die Verkehrsunternehmen tun, um diese Compliance zu stärken?

Dr. Oberzaucher: Die Verkehrsunternehmen müssen mit gutem Beispiel vorangehen und es ihren Kunden so leicht wie möglich machen, die neuen Regeln zu befolgen. Wer beispielsweise seine Maske vergessen hat, sollte einfache Masken für kleines Geld unkompliziert an Automaten kaufen können. Darüber hinaus müssen die Verkehrsunternehmen Vertrauen schaffen. Ganz wichtig ist da die Sauberkeit von Fahrzeugen und Haltestellen. Denn das ist zurzeit ein mehr als grundlegendes Bedürfnis der Fahrgäste. Wenn wir sehen, dass Reinigungspersonal unterwegs ist und Menschen für Sauberkeit sorgen, dann gewinnen wir Vertrauen in die Hygienemaßnahmen der Verkehrsunternehmen. Und dann leisten wir auch gerne unseren Beitrag, damit wir alle mit einem guten Gefühl in Bussen und Bahnen unterwegs sind.