Keine Anhaltspunkte für ein erhöhtes Ansteckungsrisiko in Bus Keine Anhaltspunkte für ein erhöhtes Ansteckungsrisiko in Bus

Keine Anhaltspunkte für ein erhöhtes Ansteckungsrisiko in Bus und Bahn

Aktuelle Umfrage bei den Gesundheitsämtern in NRW

Das Coronavirus sorgt bei manchen Nahverkehrskunden für Verunsicherung. Grund dafür ist ein vermutetes erhöhtes Infektionsrisiko in Bussen und Bahnen. Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium will dieser Sorge mit Fakten begegnen und hat dazu eine Umfrage bei allen Gesundheitsämtern im Land gestartet. Die ersten Ergebnisse bestätigen das, was Experten schon länger äußern: Die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus im ÖPNV ist jedenfalls nicht größer als an anderen öffentlichen Orten. Bislang jedenfalls gibt es keinen einzigen nachweisbaren Fall einer Infektion, die auf die Nutzung von Bussen und Bahnen zurückzuführen wäre.

Verkehrsunternehmen ergreifen Hygienemaßnahmen

Die Pandemie hat den öffentlichen Nahverkehr mit voller Wucht getroffen und den langjährigen Trend massiv steigender Fahrgastzahlen vorerst gestoppt. Dabei machen Busse und Bahnen nicht nur Millionen Menschen auf ihren Wegen zur Arbeit, zum Einkauf oder auch in der Freizeit mobil. Ein leistungsstarkes und gut genutztes öffentliches Verkehrsangebot ist auch notwendig, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Deshalb sind die im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zusammengeschlossenen Unternehmen längst schon wieder zum normalen Fahrbetrieb zurückgekehrt. Dabei beinhaltet die Rückkehr zur Normalität die Umsetzung verstärkter Sicherheits- und Hygienevorgaben. Nichtsdestotrotz haben viele Fahrgäste noch Bedenken.

„Der öffentliche Nahverkehr ist unverzichtbar für eine verlässliche und klimafreundliche Mobilität. Das haben die Verkehrsunternehmen insbesondere auch während der Corona-Krise unter Beweis gestellt“, stellt Ulrich Jaeger, Vorsitzender der Landesgruppe NRW des VDV, fest. „Wenn sich jetzt manche Kunden sorgen, sie könnten sich in unseren Fahrzeugen mit dem Coronavirus infizieren, dann gibt es dafür zwar keinen objektiven Anlass, aber wir nehmen das dennoch sehr ernst“, so Jaeger weiter.

Auftakt-Pressekonferenz zu #BesserWeiter in Düsseldorf
Am 29. Juli 2020 wurden die ersten Ergebnisse der Befragung der NRW-Gesundheitsämter vorgestellt.

Vertrauens- und Überzeugungsarbeit leisten

Um das Vertrauen der Fahrgäste in den ÖPNV wieder zu stärken, glaubt auch Jaeger, bedarf es Fakten. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Österreich hat es vorgemacht: Im Rahmen einer Cluster-Analyse zur Nachverfolgung von Infektionsketten, bei der immerhin bereits im März rund ein Drittel der damals bekannten Infektionen in der Alpenrepublik analysiert wurde, konnten keine Fallhäufungen auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgeführt werden.

Eine internationale Studie, die in der medizinischen Fachschrift „The British Medical Journal“ veröffentlicht wurde, ging außerdem der Wirksamkeit verschiedener Lockdown-Maßnahmen nach. Ergebnis: Anders als Arbeitsplatz- und Schulschließungen oder Versammlungsverbote habe ein mancherorts praktizierter Stopp des öffentlichen Nahverkehrs keinen zusätzlichen Einfluss darauf genommen, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Nachverfolgung von Infektionsketten im NRW-Nahverkehr

Doch wie konkret ist das Infektionsrisiko im nordrhein-westfälischem ÖPNV? Genau das wird aktuell untersucht. Denn eine langfristige Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs kann nur gelingen, wenn wieder mehr Fahrgäste in Bus und Bahn zurückkehren.

In enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzenverbänden hat das Verkehrsministerium NRW eine Umfrage bei den 52 kommunalen Gesundheitsämtern des Landes gestartet, um herauszufinden, ob es Ansteckungen gibt, die im Zusammenhang mit dem öffentlichen Nahverkehrsangebot stehen.

Dabei sollen die Gesundheitsämter Auskunft geben, ob ihnen Fälle von Übertragungen bei Fahrten im öffentlichen Nahverkehr bekannt sind. Abgefragt wird außerdem, ob die Gesundheitsämter bei der Rückverfolgung von Infektionen explizit auch nach Fahrten mit Bussen und Bahnen fragen und so die Eingrenzung überhaupt ermöglichen.

Erste Rückmeldungen der Gesundheitsämter

Die Auswertung der Umfrage dauert noch an. Ein erstes Zwischenergebnis ist allerdings eindeutig: Bislang gibt es keine objektiven Anhaltspunkte für ein erhöhtes Ansteckungsrisiko in Bussen und Bahnen. 26 von 52 Gesundheitsämtern haben sich zurückgemeldet: Bei keinem der 26 Ämter sind Fälle einer Übertragung des Coronavirus im öffentlichen Nahverkehr ihrer Stadt oder ihres Kreises bekannt. Das Ergebnis ist zwar erst vorläufig, doch es spricht schon jetzt vieles dafür, dass sich die Fahrgäste im NRW-Nahverkehr rücksichtsvoll verhalten und die verstärkten Hygienemaßnahmen der Verkehrsunternehmen greifen.