On-Demand-Fahrzeug in Schleswig-Holstein On-Demand-Fahrzeug in Schleswig-Holstein

Fahrgäste nehmen On-Demand-Angebote gut an

Bus auf Bestellung

Ob in Städten oder in ländlichen Regionen: On-Demand-Angebote sind auf dem Vormarsch. Viele Verkehrsunternehmen setzen mittlerweile auf die abrufbare Mobilität und haben bereits Bilanz gezogen. Das Konzept kommt gut bei Fahrgästen an.

On-Demand-Verkehre bedeuten flexible Mobilität auf Nachfrage. Fahrgäste buchen per App oder telefonisch, werden dann an einem individuellen Startpunkt abgeholt und zu ihrem Wunschziel gebracht. Wer einen solchen Rufbus nutzt, fährt entweder allein oder mit anderen, die das gleiche oder ein nahegelegenes Ziel haben.  

On-Demand-Verkehre ergänzen den klassischen ÖPNV bestehend aus Bus und Bahn und machen aufgrund ihrer Flexibilität den Umstieg vom (Zweit)Auto leichter – das gilt vor allem am Stadtrand oder für ländliche Regionen, wo das Angebot überschaubarer als in Städten ist und On-Demand-Fahrzeuge breit in die Fläche gehen können, wo es bislang nur ungenügend ÖPNV gab. Dass das gut funktioniert, zeigen Beispiele in ganz Deutschland – mitunter in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Einen guten Überblick bietet das Papier „Gute Mobilität in ländlichen Räumen“.

ILSE in Mecklenburg-Vorpommern

ILSE – so heißt der Rufbus, den die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Greifswald mbH (VVG) 2017 an den Start geschickt hat. Im Sommer 2021 hatte sich die Mecklenburg-Vorpommersche Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG) im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte dem erfolgreichen Konzept angeschlossen. Der Rufbus ist landkreisübergreifend unterwegs.

Wer den Rufbus im ILSE-Gebiet nutzen möchte, kann das, abgesehen von gesetzlichen Feiertagen, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr. Gebucht wird ganz unkompliziert per Telefon, Smartphone oder über die Webseite – und zwar bis zu 60 Minuten vor Abfahrtwunsch. Vorbestellungen und Dauerbuchungen sind möglich. Der Bus verkehrt ohne Fahrplan und Linie ganz nach den Mobilitätswünschen der Kund*innen. Das Konzept kommt gut an. 2021 konnte ILSE das Fahraufkommen verdoppeln.

„Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung“, fasst der VVG-Geschäftsführer Dirk Zabel zusammen. „In unserem Landkreis wird ILSE täglich etwa 15-mal gerufen. Rund 2.500 Personen konnten wir in über 2.000 Touren somit zu ihrer Wunschzeit an ihr Ziel bringen. Wir erhalten immer wieder positives Feedback von unseren Fahrgästen. So schrieb eine Stammnutzerin, dass das Leben vieler Bürgerinnen und Bürger, besonders autofreier Rentnerinnen und Rentner, freier, interessanter und qualitätsvoller geworden sei.“ Besonders positiv hervorgehoben wurde dabei auch die große Flexibilität sowie die Ortskenntnis und Freundlichkeit der Fahrer.

Rufbus in Schleswig-Holstein

Ebenfalls erfreulich läuft der On-Demand-Verkehr in Schleswig-Holstein. Hier ist schon seit über zwei Jahren der Rufbus unterwegs. Besonders gut angenommen wird das Prinzip in Husum und Umland sowie in Niebüll. Im Sommer 2021 verzeichnete der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH GmbH) seit Start über 7.000 Buchungen und über 10.000 Fahrgäste.

Zu der Bedeutung des Rufbusses sagt Landrat Florian Lorenzen: „Die Mobilität im ländlichen Raum für Jung und Alt zu sichern, gehört zu den bedeutendsten Aspekten der Daseinsvorsorge. Mit dem Rufbus erschließen wir den ländlichen Raum in Nordfriesland besser als jemals zuvor.“

In zwei Jahren Betrieb hat sich dabei einiges getan: „Schon damals wurden erste Verbesserungspotenziale deutlich. Die Wünsche der Fahrgäste zielten vor allem auf einen klareren Fahrplan ab. Auch die kleinteilige Gebietsstruktur wurde teils bemängelt“, so Burkhard Jansen, Leiter des Fachbereichs Kreisentwicklung, Bauen, Umwelt und Kultur in der Husumer Kreisverwaltung. Durch die Anregungen der Nutzerinnen und Nutzer wurde der Rufbus optimiert. Dadurch gewann das System weiter an Attraktivität, die Nutzung nahm zu. Bis zu 800 Fahrgäste beförderte der Rufbus bereits nach einem Jahr.

Einen kleinen Knick erfuhren die Nutzungszahlen durch Corona. Diese konnten sich aber nach Pandemieausbruch erholen, sodass im Juni 2021 wieder über 700 Kundinnen und Kunden pro Monat verzeichnet werden konnten. Es gebe zwar noch Luft nach oben, Burkhard Jansen erklärt aber auch: „Insgesamt zeigen die Zahlen aber, dass der Rufbus seiner Rolle als Ergänzung der Regional- und Linienbusse gerecht werden könnte und bei Einheimischen und Urlaubsgästen bekannter wird.“

Flächendeckende Mobilität dank On-Demand

On-Demand-Verkehre leisten einen wichtigen Beitrag zu flächendeckender Mobilität und Klimaschutz – genau das hat eine Studie von ioki ergeben. Das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn betreibt selbst On-Demand-Fahrzeuge und hat im Rahmen einer Untersuchung den Bedarf und die Nachhaltigkeit neuer Mobilitätsangebote in Deutschland unter die Lupe genommen. Demnach ergänzen On-Demand-Angebote den klassischen ÖPNV bestehend aus Bus und Bahn vor allem am Stadtrand und in ländlichen Regionen sinnvoll und können für Millionen Menschen die Abhängigkeit vom Auto verringern. Das würde bis zu zehn Prozent weniger CO2-Emissionen im Verkehr bedeuten.

Michael Barillère-Scholz, Geschäftsführer von ioki, erklärt in diesem Zusammenhang: „On-Demand-Verkehre fördern nachweislich die Mobilitätswende. In der Metropolregion Hamburg, in Hessen und vielen weiteren Regionen Deutschlands zeigen wir das. Mit flexiblen Shuttle-Fahrzeugen, die auf Abruf per App vor der Tür stehen und zur nächsten Bus- oder S-Bahn-Station fahren. Damit gewinnen wir mehr Fahrgäste für den ÖPNV. Durch unsere Analysen wissen wir zudem genau, wo und wie wir den größten Gewinn für Fahrgäste und Klimaschutz erzielen. Damit unterstützen wir Länder, Kommunen und Unternehmen bei der Mobilitätswende vor Ort.“

Wie wichtig flächendeckende Mobilität ist und wie viel Potenzial sie birgt, zeigt eine Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW. Demnach sei der größte Hebel für eine häufigere ÖPNV-Nutzung auf dem Land eine bessere Anbindung. 71 Prozent der befragten Haushalte in ländlichen Gemeinden gaben an, den öffentlichen Nahverkehr häufiger zu nutzen, wenn die Anbindung besser wäre. Unter diesem Aspekt fließt auch der Faktor Flexibilität ein, welcher wiederum mit ausgebauten On-Demand-Angeboten gut abgedeckt werden könnte.