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9-Euro-Ticket: Positive Zwischenbilanz

Bundesweit ÖPNV fahren

Für das 9-Euro-Ticket läuft bereits die zweite Halbzeit – und die Nachfrage nach dem Angebot war und ist weiterhin hoch. Allein im Juni wurden 21 Millionen Tickets verkauft. Hinzukommen etwa zehn Millionen ÖPNV-Abos. Die Resonanz zum 9-Euro-Ticket ist durchweg positiv – auch weil die Unternehmen alles fahren, was möglich ist.

Mit 21 Millionen verkauften Tickets und etwa zehn Millionen Abonnent*innen im Juni hat das 9-Euro-Ticket die vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vorab kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erfüllt, sondern sogar leicht übertroffen. Fast zwei Monate 9-Euro-Ticket liegen nun hinter uns. Die Verkaufszahlen sprechen für sich und auch sonst ist das Echo zu dieser Entlastungsmaßnahme erfreulich.

Wie nutzen Menschen das 9-Euro-Ticket?

Für die meisten Nutzer*innen des 9-Euro-Tickets (außerhalb des Abos) geht es zum Arzt, zum Einkaufen oder zu sonstigen alltäglichen Erledigungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite Marktforschung mit 6.000 Interviews pro Woche, die der VDV und die Deutschen Bahn im Auftrag von Bund und Ländern koordinieren. Demnach gaben 53 Prozent und damit die Mehrheit der Fahrgäste an, das 9-Euro-Ticket für alltägliche Fahrten zu nutzen. 39 Prozent der Befragten nutzen das Ticket, um damit zur Arbeit, zur Ausbildungsstätte oder zur Schule zu kommen. Ausflüge haben 33 Prozent gemacht und nur 14 Prozent waren mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs in den Urlaub.

Außerdem: Jeder Fünfte hat den ÖPNV vor dem 9-Euro-Ticket normalerweise nicht genutzt. Besonders erfreulich: 88 Prozent der Befragten sind mit der letzten Fahrt zufrieden, jeder und jede Fünfte sogar vollkommen zufrieden. Neben dem Preis (70 Prozent) sind der Verzicht auf Autofahrten (39 Prozent), die flexible Nutzung am Wohnort (38 Prozent) sowie die deutschlandweite Gültigkeit weitere Gründe für das 9-Euro-Ticket.

Steigende Fahrgastzahlen

Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket ist rege. Das zeichnet sich auch in den Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs ab. So berichtet die Deutsche Bahn etwa, dass sich die Fahrgastzahlen bundesweit im Durchschnitt bei zehn bis 15 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau bewegen. Die Nachfrage variiert je nach Region, Wochentag und Tageszeit.

Positive Bilanz zieht mitunter auch der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS). In der Region wurden im Juni 750.000 Tickets über die App, Automaten, Kundenzentren und Busfahrer*innen verkauft. Hinzu kommen 350.000 Abonnent*innen und Inhaber*innen von Jahres- oder StudiTickets. VVS-Geschäftsführer Horst Stammler resümiert: „Das Ticket ist unheimlich beliebt. Im Juni haben wir erstmals nach einer langen Durststrecke wieder die Fahrgastzahlen vor der Corona-Pandemie erreicht.“

Weniger Stau

Nicht nur in Bussen und Bahnen macht sich das 9-Euro-Ticket bemerkbar, sondern auch auf den Straßen. Seit Einführung des Tickets ist dort nämlich weniger los. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von TomTom. Demnach gab es in 23 von 26 untersuchten Städten einen Rückgang des Stauniveaus im Vergleich zur Zeit vor Einführung des 9-Euro-Tickets. Konkret verglichen wurden dabei die Kalenderwochen 20 und 25. Das Ergebnis: „In den ersten Tagen nach Einführung des 9-Euro-Tickets haben die Daten von TomTom noch kaum Auswirkungen der Maßnahme auf den Autoverkehr gezeigt. Mittlerweile lässt sich jedoch in fast allen untersuchten Städten in Deutschland ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellen“, so TomTom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer gegenüber der dpa.

Und was sagen Nutzer*innen?

Auch die Resonanz der Nutzer*innen auf Social Media ist in erster Linie positiv. Das zeigen zum Beispiel diverse Kommentare auf Twitter unter dem Hashtag #9EuroTicket. So schreibt ein Nutzer: „Es ist nicht nur der günstige Preis, der das 9-Euro-Ticket so attraktiv zum Auto macht, Es sind vor allem die landesweite Gültigkeit und der Wegfall von Tarifzonen, durch die ÖPNV plötzlich unkompliziert wird. Beste Maßnahme der Bundesregierung, die fortgesetzt werden sollte.“

Trotz mehr Betrieb in den Fahrzeugen meint ein anderer: „Bahnfahren kann auch in vollen Zügen entspannt sein. Entspannter jedenfalls als bei 30 Grad im Stau zu stehen und die Klimakatastrophe weiter anzuheizen.“ Und wiederum ein Dritter berichtet: „Ich war drei Tage auf Dienstreise mit der Bahn. Dank 9-Euro-Ticket. Nachhaltig, günstig und fast pünktlich. Nicht viel länger unterwegs als mit dem Auto. Dafür viel entspannter. Das wird wiederholt.“

Auch alt-eingesessene Autofahrer*innen haben ihre Freude an dem Ticket. So schreibt etwa ein Fahrgast: „Mein Vater ist der Typ ‘urdeutscher Autofahrer‘, hat seit Juni das 9-Euro-Ticket und berichtet mir täglich von dessen Vorzügen. Sei es, dass er die Tür-zu-Tür-Buslinie zu seinem Arzt entdeckt hat, nur noch mit der Bahn in die City fährt oder einfach die Ersparnis berechnet.“

Was kommt nach dem 9-Euro-Ticket?

Das 9-Euro-Ticket hat bei vielen Menschen den Wunsch nach mehr Bus und Bahn geweckt. Die Aktion zeigt: Menschen steigen gerne um. Das liegt nicht nur am günstigen Preis, sondern auch an der Einfachheit des Tarifs und des Tickets. Die bundesweite Gültigkeit wird gut von den Fahrgästen angenommen.

Doch wie geht es im September weiter? Ob und was nach dem 9-Euro-Ticket folgt, steht noch nicht fest. An den Erfolg des 9-Euro-Tickets gilt es aber anzuknüpfen, findet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und schlägt daher vor, das 9-Euro-Ticket im September und Oktober als Übergangslösung weiterlaufen zu lassen und so Bürger*innen auch weiterhin zu entlasten. Denn: Die Energiepreise sind nach wie vor hoch. Darüber hinaus würde eine Fortführung des 9-Euro-Tickets für weitere zwei Monate Bund und Ländern gleichzeitig Zeit verschaffen, um ein dauerhaftes Angebot für ein bundesweites Nahverkehrsticket zu entwickeln.

Der VDV spricht sich dabei für ein Klimaticket für 69 Euro als Nachfolge aus, als verkehrspolitische Maßnahme, das vor allem die pendelnden Autofahrerinnen und -fahrer ansprechen soll. Diese sind mit hohen Kraftstoffpreisen an den Tankstellen konfrontiert und wollen häufig überregional fahren. Die Fahrkarte soll bundesweit für den ÖPNV gelten. Ein Klimaticket für 69 Euro zieht laut Branchenverband einen Zuschuss von zwei Milliarden Euro nach sich. Aus sozialpolitischer Sicht könnte das Klimaticket zum Beispiel für die Dauer des Krieges bei 29 oder 39 Euro angesetzt werden. Ein günstiger Preis ist alleine aber nicht ausreichend. Es braucht darüber hinaus auch Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr – unter anderem in den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur und in die Erweiterung des Angebots.